Sara – Auslandspraktikum als Raumausstatterin in Sevilla

Ich heiße Sara, bin jetzt 19 Jahre alt und habe bis Juli 2020 eine Ausbildung am Theater Regensburg als Raumausstatterin gemacht. Da ich schon immer den Wunsch hatte, für längere Zeit in ein anderes Land zu gehen, kam mir die Variante mit Praktikum und Erasmus+ als die Beste vor.

Nach vielem hin und her in Zeiten von Covid-19 konnte ich schließlich doch nach Spanien, Sevilla reisen und dort mein lang ersehntes Praktikum beginnen. Insgesamt war ich dort für 5,5 Monate und habe die Zeit wirklich sehr genossen.

Wegen meinem, zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich vorhandenem, Spanisch, habe ich mich dazu entschlossen, die Organisation des Aufenthalts von der „GEB“ in Berlin und von „STEP“, vor Ort in Sevilla, übernehmen zu lassen. „STEP“ hat dann sowohl eine sehr nette Gastmutter, als auch eine, meinen Wünschen entsprechende, Praktikumsstelle in einer Autosattlerei für mich gefunden. Mein Schwerpunkt in meiner Ausbildung lag nämlich im Polstern und ich wollte unbedingt mehr, in diese, etwas anspruchsvollere, Richtung lernen.

Nach einem Monat Arbeit dort, habe ich aber meine Firma gewechselt, da das Praktikum dort doch nicht so ganz meinen Vorstellungen entsprochen hat.

So bin ich dann bei der Taschenmanufaktur „Anuscas Family“ gelandet. Die Taschen, die Ana selbst designt, werden ausschließlich aus recycelten Materialien gefertigt. Außerdem hat sie eine Linie namens „Sastre“, in der alle Modelle aus alten Anzug-Jacketts gefertigt werden. Die Taschen fertigt normalerweise meine Kollegin, Carmen, allein, in ausschließlicher Handarbeit. Ich durfte von Tag eins an voll mitarbeiten und ich fühlte mich dort deutlich wertgeschätzter als in der vorherigen Firma. Im Prinzip wurden mir dort alle Schritte anvertraut. Vom Zuschneiden der einzelnen Teile, über das Nähen der Taschen bis hin zur Herstellung der Hänkel, Zipperanhänger und Gurte.

In meinen 4,5 Monaten dort, habe ich nicht nur einiges gelernt, sondern konnte auch zwei echt verrückte, aber sehr liebe „Sevillanas“ kennen lernen.


Über die Stadt Sevilla und das Leben in Südspanien kann ich nur sagen: „WOW!“

Sevilla ist eine der schönsten Städte, die ich je gesehen habe. Am ersten Tag bin ich durch die Stadt geschländert, um mir mal einen kleinen Überblick zu verschaffen und war sofort verliebt in die wunderschönen kleinen Gässchen und überwältigend schön gestalteten Häuser der Innenstadt. Es braucht eine kleine Ewigkeit, bis man sich hier einigermaßen auskennt, da alles super verwinkelt und unübersichtlich ist. Auch nach 5 Monaten entdecke ich immer noch regelmäßig neue Gässchen mitten in der Stadt. Allerdings macht das, meiner Meinung nach, den Charme der Stadt aus.

Bevor man coronabedingt die Provinz und später auch die Stadt Sevilla nicht mehr verlassen durfte, sind wir sehr viel durch Andalusien gereist. Wir haben uns viele berühmte Städte angesehen (Ronda, Granada, Cordoba, Malaga, …), viele Stunden an den wunderschönen Stränden verbracht und einige Abenteuer erlebt (Mietauto kaputt, ein Handy gestohlen, …). Trotz alledem sind auf meiner Bucketlist immer noch so viele Punkte, die ich nicht mehr geschafft habe, da diese Region so viel zu bieten hat.


Nun noch ein kleines Resümee über die Menschen hier:

Was ich von den Spaniern mitnehme, ist auf jeden Fall, etwas mehr Entspanntheit an den Tag zu legen und mit etwas mehr Ungezwungenheit zu leben. Die Lebenseinstellung ist schon besser als in Deutschland.

Echte „Sevillanos“ sind zwar super nett, aber auch sehr traditionell, was unter anderem bedeutet, dass viele nicht sehr aufgeschlossen gegenüber Menschen aus anderen Ländern sind. Das war zumindest die allgemeine Wahrnehmung von mir und allen Erasmus-Studenten, die ich hier kennen lernen konnte.

Was man zudem über die Menschen hier wissen sollte, ist, dass eigentlich niemand englisch spricht und der gesprochene Dialekt: „Andaluz“ selbst für echte Spanier teilweise schwer zu verstehen ist. Das Gute daran ist, dass man gezwungen ist, schnell spanisch zu lernen, was ich dann mit Hilfe einer Sprachschule (Maus-School) auch gemacht habe.

Es ist immer noch schwer für mich, z.B. meine Kolleginnen zu verstehen, da beide wirklich einen sehr starken Dialekt haben, aber es wird und ich denke, wenn ich in Deutschland weiter lerne, hat mir dieses Praktikum auch sprachlich sehr viel gebracht.


Abschließend kann ich nun gegen Ende meines Aufenthalts hier sagen, dass ich sehr traurig bin, nach Hause fliegen zu müssen. Ich habe hier, durch das riesige Erasmus Netzwerk, so viele wunderschöne Erinnerungen sammeln können und wundervolle Menschen aus ganz Europa kennen lernen dürfen. In Sevilla wurde uns, auch während wir die Stadt wegen Covid nicht verlassen konnten, niemals langweilig, da es hier einfach an jeder Ecke etwas zu sehen und zu unternehmen gibt. Außerdem war hier nie alles geschlossen, was für uns alle nach z.B. Weihnachten in Deutschland ein riesengroßes Glück war.

Im Süden Spaniens gibt es so viele verschiedene Dinge zu erleben, dass ich mittlerweile verstehen kann, warum die Menschen hier so verliebt in Ihre Region sind. Man hat atemberaubende Strände ums Eck, die Möglichkeit, jede Art von Bergsport zu betreiben (Im Winter sogar Ski fahren in der Sierra Nevada), sehr viele, überall bekannte und wunderschöne historische Städte in nächster Nähe und vor allem um die 300 Tage Sonne im Jahr. Das macht das Leben hier schon sehr erträglich.